Geldscheine in Hosentasche

Gehaltsangabe in der Bewerbung – die tückische Falle

Schicken Sie Ihre Bewerbung mit Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung bitte bis …

Dieser Satz am Ende einer Stellenausschreibung ist keine Ausnahme mehr, sondern eher die Regel. Es ist ein Satz, der viele potenzielle Bewerber erst einmal fragend zurücklässt. Tatsächlich werfen sich beim Lesen dieses Satzes Fragen auf,  die weder schnell noch pauschal zu beantworten sind:

  • Welche Gehaltsangabe kann ich angeben, ohne dreist zu wirken?
  • Wie viel will ich eigentlich verdienen?

Doch die wichtigste und auch ehrlichste Frage ist jene nach dem eigenen Wertgefühl:

Was bin ich und was ist meine Arbeit wert?

Wenn Sie auf diese letzte Frage eine konkrete Antwort wissen, können Sie sich das Lesen der folgenden Zeilen sparen. Für alle anderen potenziellen Bewerber: Hier gibt es fünf Tipps für die Lösung dieser nicht unbedingt einfachen Aufgabe.

Gehaltsvorstellung: Gehaltstabellen als Richtwert

Um als Berufseinsteiger überhaupt ein Gefühl dafür zu bekommen, welches Gehalt branchenüblich ist, sollten Sie auf jeden Fall eine Gehaltstabelle nutzen. Dort sind exemplarisch für alle Berufsgruppen verschiedene Gehälter aufgeführt. Aber Vorsicht: Diese Gehälter variieren oft stark von Region zu Region. Natürlich sollte zum Beispiel jeder Projektmanager, egal ob in Bayern oder Sachsen, das gleiche für seine Arbeit verlangen können. In der Realität sieht das jedoch anders aus. Was in einigen Fällen auch kein großes Problem ist, da sich auch die Lebenshaltungskosten in den einzelnen Bundesländern unterscheiden. Stellen Sie sich vor der Formulierung einer Gehaltsangabe also immer die Frage:

Was bekomme ich für mein Geld in der Stadt, in der ich lebe?

Hier finden Sie eine Übersicht für Hochschulabsolventen (Quelle: www. Staufenbiel.de):

Luft- und Raumfahrtindustrie 40.601 € 46.199 € 55.070 €
Automotive 31.218 € 36.743 € 43.587 €
Pharma / Healthcare 38.458 € 43.092 € 48.781 €
Banken 40.362 € 46.914 € 55.475 €
Consulting 37.331 € 43.494 € 49.481 €
Chemie / Verfahrenstechnik 38.786 € 45.252 € 53.269 €
Versicherung 38.844 € 45.588 € 51.688 €
Maschinenbau 40.962 € 45.514 € 53.084 €
E-Technik 38.420 € 43.915 € 51.756 €
Konsumgüterindustrie 32.829 € 40.764 € 47.868 €
Stahlindustrie 36.451 € 43.838 € 51.531 €
Energiewirtschaft 37.127 € 44.526 € 51.452 €
Finanzdienstleistung 34.147 € 40.662 € 45.802 €
Anlagenbau 39.553 € 45.204 € 52.147 €
Telekommunikation 36.325 € 43.640 € 48.058 €
Umweltschutz / Entsorgung 36.163 € 42.378 € 48.637 €
Wirtschaftsprüfung 30.923 € 38.746 € 44.901 €
Informationstechnik 33.678 € 39.641 € 45.000 €
Logistik 32.400 € 38.327 € 44.208 €
Forschung 33.903 € 40.728 € 44.599 €
Handel 29.602 € 36.365 € 42.789 €
Immobilien 29.602 € 36.135 € 42.652 €
Bauindustrie 43.004 € 49.107 € 59.028 €
Medien 23.578 € 29.716 € 35.959 €
Öffentlicher Dienst 29.725 € 35.750 € 41.188 €
Messe / Kongresse 29.374 € 31.290 € 35.367 €
Tourismus 23.708 € 27.798 € 33.638 €
Marktforschung / Werbung 24.660 € 29.602 € 34.339 €

Was bekommen Sie für Ihr Gehalt?

Es gibt eine Faustregel: Ihre Miete sollte maximal ein Drittel Ihres Gehalts ausmachen, um gut über die Runden zu kommen. Auch das sieht in der Realität natürlich oft anders aus. Es ist dennoch sinnvoll, vor der Formulierung Ihrer Gehaltsvorstellung eine Übersicht zu erstellen.

Wieviel Geld geben Sie im Monat für bestimmte Dinge aus? Miete, Versicherung, Lebensmittel, Auto, Benzin, Handy- und Internetrechnung. Abgesehen von der Miete sind das Kostenfaktoren, die gern als Kleinstbeträge gewertet werden und in der Kategorie „Sonstiges“ landen. Zusammenaddiert sind es aber genau die Kosten, die wichtig für eine realistische Gehaltsvorstellung sind. Denn wenn Sie nur mit den großen Posten (Miete, Lebensmittel) rechnen, werden Sie sich verkalkulieren und Ihre zu niedrige Gehaltsvorstellung wird sich nachhaltig negativ auf Ihre Lebensqualität auswirken. Sie werden sich von Monat zu Monat einschränken und mit jedem Cent kalkulieren müssen. Ein Polster für Rücklagenbildung gibt es ebenfalls nicht. Kommen dann unvorhergesehen Ausgaben hinzu (Stromnachzahlung, PKW Reparatur, defektes Haushaltsgerät usw.), haben Sie ein Problem.

Brutto-Netto-Rechner

GehaltsrechnerViele Berufseinsteiger formulieren eine Gehaltsvorstellung, die im ersten Moment mehr als ausreichend erscheint. 2.000 Euro – ist doch erstmal eine gute Summe für den Einstieg. Aber in Wahrheit ist es nicht gerade die Summe, mit der Sie am Ende des Monats glücklich sein werden. Immer wieder wird vergessen, dass es sich um den Brutto-Betrag handelt. Vor allem bei unverheirateten Berufsanfängern, die in der Regel die Steuerklasse eins haben, gibt es viele Abzüge. Umso weniger bleibt Netto vom Brutto übrig.

Konkret am Beispiel bedeutet das: Ein 25-jähriger Berufseinsteiger aus Sachsen hat bei 2.000 Euro Brutto-Gehalt und Steuerklasse Eins unterm Strich einen Netto-Betrag von 1.348 Euro raus. Also: Nutzen Sie diese Seite unbedingt, bevor Sie Ihre Gehaltsvorstellung formulieren. Die Eingaben sind in zwei Minuten gemacht und können Ihnen dabei helfen, einen konkreten Betrag zu ermitteln, den Sie zum Leben brauchen.

Ihre Qualifikationen – Ihr Mehrwert

Die oben aufgeführte Gehaltstabelle liefert einen guten ersten Überblick, ist aber sicher nicht allgemeingültig. Denn egal, in welcher Branche Sie sich bewegen: Maßgeblich ist immer, welche Qualifikationen Sie zu bieten haben. Haben Sie neben dem Studium besonders gute Praktika gemacht oder wurden spezielle Weiterbildungen durchlaufen, dürfen Sie das gern aufführen und es darf sich auch in Ihrer Gehaltsvorstellung widerspiegeln. Ein gesundes Mittelmaß ist hier der beste Rat, aber Sie sollten sich auch nicht unter Wert verkaufen.

Werden Sie nicht größenwahnsinnig

Die Verlockung ist groß. Sie wollten schon immer mit 4.000 Euro Brutto einsteigen und Sie denken sich: „Warum eigentlich nicht? Was soll schon passieren?“ In einigen Branchen ist dieses Gehalt vielleicht üblich, aber in den meisten Fällen werden Personalchefs nicht viel mehr tun, als Ihr Anschreiben lesen und danach Ihre Bewerbungsmappe zur Seite legen, wenn die Gehaltsvorstellung überzogen wirkt.

Ja, Ihr Studium ist etwas wert, ebenso wie Ihre Arbeit. Sie sollen nicht leben, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu leben. Doch Sie müssen auch bedenken, dass Sie Berufseinsteiger sind. Zwar haben Sie viel Enthusiasmus und Motivation zu bieten, aber eben nur bedingt Erfahrung. Orientieren Sie sich am Branchendurchschnitt. Trifft der vorherige Punkt auf Sie zu und Sie haben mehr Qualifikationen als der Durchschnitt zu bieten, legen Sie bei der Gehaltsvorstellung noch was drauf. Aber werden Sie nicht größenwahnsinnig. Diese Einstellung wird dafür sorgen, dass Sie noch lange auf Ihren ersten Job warten müssen.

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